PKW-Maut kommt wieder ins Gespräch: Sie soll auch abseits von Autobahnen gelten
Die steigende Anzahl an Elektroautos auf Deutschlands Straßen senkt nicht nur die CO2-Emissionen sondern auch die Steuereinnahmen des Bundes. Eine Lösung dieses Problems könnte eine kilometerabhängige PKW-Maut sein. Sie soll allerdings auf allen Straßen gelten.
Die Steuern auf Benzin und Diesel sind ein wichtiges Finanzierungsstandbein der deutschen Infrastruktur. Die Verkehrswende hin zur E-Mobilität könnte milliardenschwere Ausfälle für den Fiskus bedeuten, da immer weniger Verbrenner unterwegs sind. Berechnungen des Berliner Forschungsinstitut
Agora Verkehrswende zufolge könnten die Einnahmen durch die Mineralölsteuer bis 2030 um über zehn Milliarden Euro sinken. Eine Lösung dieses Problems könnte dem Institut eine kilometerabhängige PKW-Maut sein, die nicht nur auf Autobahnen, sondern auf allen Straßen gilt. Die Idee dahinter: Wer mehr fährt und damit die Verkehrsinfrastruktur mehr belastet, soll auch mehr zahlen.
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PKW-Maut per Satelliten-Ortung
Agora Verkehrswende empfiehlt, pro gefahrenen Kilometer im Durchschnitt 5,4 Cent abzurechnen. Die Maut könne dabei stufenweise bis zum Jahr 2030 eingeführt werden. Mit dieser Summe könne den Forschern zufolge Steuereinnahmen in Höhe von rund 33 Milliarden Euro im Jahr 2030 möglich sein. Das decke nicht nur die Kosten für die Straßeninfrastruktur, sondern auch die vom PKW-Verkehr verursachten Kosten durch Luftverschmutzung, Lärm und Flächenverbrauch. Außerdem könne ein Teil des Geldes in den öffentlichen Nahverkehr, die Fuß- und Radinfrastruktur sowie den Lärmschutz investiert werden. Für die Erfassung der fälligen Mautgebühren schlägt Agora den Einsatz von Navigationsgeräten und Smartphone-Apps vor, die via Satelliten- und Mobilfunkverbindungen die gefahrenen Kilometer erfassen. Dabei könne der Studie zufolge auch ein Dienstleistungsmarkt entstehen, um die Kosten im Wettbewerb möglichst gering zu halten.
Ausgleich für Geringverdiener möglich
Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende sieht in der PKW-Maut ein mögliches "Digitalisierungs- und Modernisierungsprojekt mit internationaler Vorbildfunktion". Auch eine mögliche Benachteiligung von Autofahrern mit geringen Einkommen durch die Maut sehen die Forscher nicht als gegeben an. Gegenüber der
Süddeutschen Zeitung äußerte Hochfeld unter anderem, dass das hohe Maß an Digitalisierung auch neue Möglichkeiten zur fairen Lastensteuerung biete. So könnten beispielsweise kleinere und leichtere Autos, die Straßen weniger belasten, mit geringeren Kilometerpauschalen begünstigt werden. Auch ließen sich beispielsweise Menschen in Orten mit schlechter ÖPNV-Anbindung weniger zur Kasse bitten. Im Gegenzug könnte aber auch das Fahren in der Rush Hour teurer ausfallen, um Anreize für alternative Mobilität zu schaffen. Ebenfalls denkbar sei die Berücksichtigung des Jahreseinkommen der Fahrer, etwa durch Steuervorteile für Geringverdiener.
https://efahrer.chip.de/news/pkw-ma...oll-auch-abseits-von-autobahnen-gelten_107411