Leute ich bin euch ja noch viele Geschichten schuldig, bitte entschuldigt meine Nachlässigkeit
Also hier ein kleiner Rückblick auf die Verhandlung vor dem Landesgericht Wien am 20.02.2009:
Zu Beginn fragt die Richterin den Händler: "es geht hier um 20.000,- ... wären Sie mit einer Einigung mit der Zahlung der Hälfte, also rund 10.000,- einverstanden"
Händler spricht ein klares NEIN.
Die Richterin stöhnt: "na meine Herren, dann lassen Sie uns die Verhandlung beginnen".
Die Richterin bittet den Händler ins Verhör.
Händler (ungefragt): "also ich muss Ihnen gleich noch sagen: ich bin seit 40 Jahren KFZ-Meister und bin früher auch Rallyes gefahren, also ICH weiß wie man ein Auto bewegt und von Herrn Kollin hab ich sein altes Auto übernommen und die Kraxn hat jetzt (1,5 Jahre später!) einen Motorschaden, das zeigt ja gleich, was der Kollin für ein Mensch ist."
Die Richterin: "erstens tut dies überhaupt nichts zur Sache und wird daher auch nicht ins Protokoll aufgenommen und zweitens: sind SIE der KFZ-Techniker oder der Herr Kollin?"
Händler: "na gut, aber wie schon erwähnt, ich weiß wie man Auto fährt und als ich den Wagen gesehen habe, nach dem Differential Schaden, da war mir gleich alles klar ... der Kollin ist ins Gelände gefahren und hat das Auto geprügelt, ist bestimmt auch damit gesprungen und das Diff hat das nicht mitgemacht, ein klarer Fahrerfehler. Und zum Beweis habe ich auch Fotos vom Unterboden mitgebracht" (zeigt die Fotos)
Anmerkung: auf den Fotos sind leichte Kratzspuren am an der vorderen unteren Stossstange zu sehen
Ich: "die Fotos sind mir neu, darf ich die auch mal sehen?"
Händler (siegessicher): "Natürlich."
Ich (traue meinen Augen nicht und tu auf doof): "Sagen Sie, Sie sind ja der KFZ-Profi ... wenn Sie da vorne bei der Stoßsdtange mal schauen, da ist ein Gerät, was issn das??"
Händler (überrascht): "das weiß ich nicht."
Ich: "Interessant, für mich sieht das nämlich so aus, als wäre das die Standheizung, die Sie mir erst 4! Monate nach dem Unfall einbauen lassen haben, also wie wollen Sie mir nun beweisen, dass die Fotos unmittelbar nach dem Diff Schaden entstanden sind?"
Richterin: "ja das würde mich nun auch iunterssierten, wann haben Sie die Fotos gemacht?"
Händler: "das weiß ich nicht mehr, ich kann dazu keine Aussage machen."
Die Richterin befragt mich: "wie kam es zu dem Diff Schaden?"
Ich schildere in ruhigen Worten den Vorfall (bergauf auf Schlamm nicht weitergekommen, Gas gegeben, 4 Räder haben sich durchgedreht, 5 Sekunden später ein Knall, das wars."
Die Richterin: "aber der erste Sachverständige schreibt, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit die Diff Sperre unter Fahrbetrieb eingeschalten wurde."
Ich: "Schauen Sie, wie kann das gehen, ich habe keinen Hebel, mit dem ich eine Sperre reinhauen kann, ich habe nur einen kleinen elektronischen Wahlhebel, bei dem ich 2Rad, 4Rad oder Geländeuntersetzung wählen kann. Und je nach Fahrgeschwindigkeit entscheidet die Elektronik selber, ob das jetzt der richtige Zeitpunkt ist oder nicht. Aber ich war ja den ganzen Tag schon im Gelände, also warum bitte sollte ich jetzt dort herumschalten, ich war die ganze Zeit schon mit Geländeübersetzung unterwegs und hab nix umgeschalten."
Da das Thema Differential so nicht gelöst werden kann, wird ein neuer Sachverständiger vom Gericht bestellt, der sich ebenfalls die Sache ansehen soll.
Kommen wir zum Kaufpreis.
Die Richterin befragt mich: "Hätten Sie den Wagen beim beklagten Händler gekauft, wenn Sie gewusst hätten, dass es ein 1500er ist?"
Ich: "Selbstverständlich nicht. Ich dachte es ist ein 2500er und im Internet beim Preisvergleich habe ich kein wirklich günstigeres Angebot gefunden und wenn dann nur in Deutschland, also warum dann nicht beim Händler um die Ecke kaufen? Den 1500er hab ich nie gegoogelt, wozu auch, ich habe einen 2500er gesehen, bin ihn probegefahren und den wollte ich haben."
Händler: "geh bitte, einen 2500er könnten Sie doch nie fahren, das ist ja ein LKW, deswegen biete ich den ja auch gar nicht an."
Ich: "ich habe sehr wohl einen C-Schein und bin LKW fahren gewöhnt."
Richterin: "also welches Auto sich der Herr Kollin nun kaufen will oder nicht, das wird ja wohl er entscheiden dürfen, oder?"
Händler (kleinlaut): "na ich sag ja nur."
Zum Händler:
Richterin: "Herr Kollin meint, er hätte das Auto in Deutschland für nur 35.000 bekommen und nicht um 53.600,- bei Ihnen gekauft, wie kommen Sie auf diesen hohen Preis?"
Händler (mit erhobener Stimme): "Na ich werd doch nicht hier vor Gericht meine Preiskalkulation preis geben, das lassen Sie schön mal mir über ... wenn ich der Meinung bin, ich will das Auto um 100.000 Euro verkaufen, und der Kollin ist so blöd und kauft ihn um das Geld, dann ist das wohl seine Entscheidung."
Richterin: "Sagen Sie, wie lange sind Sie jetzt schon Autoverkäufer?"
Händler (mit stolzer Brust): "seit 40 Jahren."
Richterin: "Na dann sollten Sie doch eigentlich wissen, dass Sie nicht willkürliche Preise verlangen dürfen. Maximal 50% mehr als der Listenpreis dürfen Sie aufschlagen, war Ihnen das nicht bewusst?"
Händler: "Na und die ganzen Extras? Der Kollin ist ja so mühsam, was ich dem alles an Extras einbauen hab lassen (Anmerkung: Standheizung, Trittbretter, Abdeckung für die Ladefläche) ... für gute 20.000 Euros hat er Extras bekommen."
Die Anwätin des Händlers wittert eine Chance für den Händler (welch Fehleinschätzung
): "Aha, das ist ja interessant ... was hat er denn so alles bekommen für 20.000?"
Händler
schwafelt Politikergewäsch und sagt genau nix aus)
Seine eigene Anwältin bohrt doch glatt nach: "und könnten Sie mir das jetzt so erklären, dass ich das auch verstehen kann?"
Händler (schweigt).
Richterin: "anscheinend kommen wir da heute auf keinen grünen Zweig, wir werden nun die Werkstattund den ersten Sachverständigen vorladen, gleichzeitig wird der gerichtlich beeidete Sachverständige beisitzen und ebenfalls Fragen stellen."
Die Sitzung wird vertagt.