AUTO-EXPERTE DUDENHÖFFER ZU VERRINGERTER KAUFPRÄMIE
„Die Ampelkoalition zieht der E-Mobilität den Stecker“
von Konrad Fischer
27. Juli 2022
Die verringerte Kaufprämie für E-Autos kappe nur die Mitnahmeeffekte, heißt es. Doch Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer warnt: Die Wirkungen für den Markt werden verheerend sein.
Die Kaufprämie für E-Autos, so raunen derzeit viele, sorge vor allem für Mitnahmeeffekte bei den Autokonzernen: Sie setzten die Preise ihrer Modelle ein paar tausend Euro höher an, als es betriebswirtschaftlich eigentlich notwendig wäre. Ihre Profite steigen, weder den Kunden noch dem Markt ist damit gedient. Entsprechend plausibel erscheint die Gesetzesänderung,
welche die Ampelkoalition jetzt auf den Weg gebracht hat. Ab dem Jahreswechsel sinken die Kaufprämien für Elektroautos, statt 6000 Euro gibt es beim Kauf eines Neuwagens mit einem Listenpreis von bis zu 40.000 Euro nur noch 4500 Euro Prämie, für teurere Autos sinkt der Zuschuss auf 3000 Euro. Die verringerte Förderung, so die verbreitete Annahme, könnten die Konzerne durch niedrigere Preise ausgleichen, ohne selbst in Schwierigkeiten zu geraten.
Das jedoch sei ein Trugschluss, warnt jetzt Ferdinand Dudenhöffer: „Die Ampelkoalition zieht der E-Mobilität den Stecker.“ Ursache dafür seien die langen Wartezeiten bei E-Autos und Hybriden, sagt der Automobilexperte. „Wer heute ein E-Auto oder einen Hybrid bestellt, kann ja überhaupt nicht absehen, wann der Kauf genau stattfinden wird“, erläutert Dudenhöffer. Erst wenn der Kauf vollzogen wird, kann jedoch die Prämie beantragt werden. Hybridverkäufe bremse das schon jetzt drastisch, da deren Förderung zum Jahresende ohnehin ausläuft, „und sich heute ja keiner mehr sicher sein kann, ob ein jetzt bestellter Hybrid bis dahin auch ausgeliefert wird“.
Ähnlich zuspitzen werde sich die Lage nun auch bei den vollelektrischen Fahrzeugen. Schließlich wird die Prämie nicht nur verringert, der Topf ist auch insgesamt gedeckelt, auf ein Volumen von 2,5 Milliarden Euro. „Die Kunden können sich nicht mehr sicher sein, ob im Fördertopf noch Geld ist, wenn ihr bestelltes Auto irgendwann mal beim Händler ankommt.“
Weniger E-Autos, weniger Ladesäulen
Dudenhöffer ist deshalb überzeugt: Viele Kunden würden schon jetzt ihre Pläne überdenken, sich ein E-Auto anzuschaffen. Damit setze sich eine unheilvolle Spirale in Gang: „Weil die beteiligten Konzerne sich nicht mehr auf das Marktwachstum verlassen können, wird auch die
Zahl der Ladesäulen langsamer steigen als in den letzten Monaten.“ Damit aber würde wiederum ein
Argument für den Kauf eines E-Autos entfallen.
Hinzu kommt aus Dudenhöffers Sicht, dass in den kommenden Monaten die Preise für E-Autos sogar stark ansteigen dürften, anstatt zu sinken. So würden die Rohstoffe für Batterien immer knapper, zugleich sind die europäischen Fabriken für die Batterieherstellung noch längst nicht fertig. Entsprechend rar und teuer sind die verfügbaren Zellen. Die aktuellen Preise der Hersteller seien nicht besonders auskömmlich, sondern eher knapp kalkuliert, so Dudenhöffer.
In welche Richtung die Entwicklung gehen werde, zeige sich bereits an den Durchschnittspreisen von Tesla. Im vierten Quartal des vergangenen Jahres verkaufte der seine Autos noch für durchschnittlich 48.680 Dollar. Im zweiten Quartal dieses Jahres waren es schon 53.672 Dollar. „Das ist der Ausblick für die Entwicklungen bei den anderen Herstellern.“
Entsprechend gering dürfte das Interesse der Kunden sein, die Modelle zu erwerben – vor allem weil parallel die Preise für Verbrenner sinken dürften, sobald sich die derzeit vorherrschende Knappheit legt, prophezeit Dudenhöffer. Um das Ausbautempo bei der E-Mobilität beizubehalten, gibt es aus seiner Sicht nur zwei Möglichkeiten: „Entweder die Prämie muss fortgesetzt werden oder es müssen negative steuerliche Anreize beim Kauf von Verbrennern geschaffen werden.“