So laden Sie die Batterie im Winter am besten
Wer sein E-Auto im Winter falsch lädt, riskiert Schäden am Akku. Wir klären auf, worauf Sie in der kalten Jahreszeit achten müssen.
22.12.2021
Dass die Außentemperatur Einfluss auf die Reichweite von Elektroautos hat, wissen wir bereits. Sobald die kalte Jahreszeit anbricht, büßen die Stromer an Reichweite ein. Doch die Winter-Herausforderung beginnt bereits beim Laden, vor allem beim Schnellladen. Schon unterhalb von 20 Grad Akku-Temperatur laufen die elektrochemischen Prozesse in den Zellen langsamer ab, der elektrische Innenwiderstand steigt an. Wer trotzdem hohe Ströme mit großer Geschwindigkeit in die Batterie presst, verursacht unter Umständen irreparable Schäden.
Was braucht es zum Schnellladen?
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Heruntergebrochen auf Zell-Ebene bedeutet das Laden eines Akkus, dass Ionen von der Kathode an die Anode wandern und dort an der Graphit-Hülle andocken. Befindet sich der Akku unterhalb eines optimalen Temperaturfensters, bewegen sich die Ionen langsamer als sonst. Presst eine Schnellladesäule nun trotzdem mit voller Power Strom hinein, kann es zu Ionen-Kollisionen kommen, die sich in metallischen Lithium-Ablagerungen an der Anode äußern. Das hindert die Ionen künftig am Andocken, folglich verliert der Akku an Leistungsfähigkeit bzw. KApazität und damit Reichweite. Das Problem lässt sich mit einigen einfachen Tricks allerdings vermeiden.
Der Akku braucht Wärme
Wer eine Wärmepumpe im E-Auto hat, kann Ladevorgänge am besten planen, denn die Batterie wird entsprechend vor dem gewünschten Ladezeitpunkt schon auf Temperatur gebracht. Auch das Fahren einer längeren Etappe mit hohem Leistungsabruf (etwa auf der Autobahn oder der Landstraße) unmittelbar vor einem Ladevorgang bringt den Akku in den richtigen Bereich. Im Idealfall verteilt ein intelligentes Thermomanagement die Wärmeströme zwischen Antrieb, Hochvoltbatterie und Innenraum. Wer auf Nummer sicher gehen will, deaktiviert mindestens in den ersten zehn Minuten des Ladevorgangs zusätzlich Klimatisierung und Heizung im Fahrzeuginnenraum. So kann das Fahrzeug die zur Verfügung stehende Heizleistung der Batterie zuführen. Einige Hersteller haben ihre Elektroautos bereits so konfiguriert, dass bei niedriger Temperatur die Stromstärke während des Ladevorgangs begrenzt wird. Das verhindert zwar Schäden, fesselt Sie aber länger an die Ladesäule.
Torsten SeibtWer bei kalten Außentemperaturen lädt, sollte dafür sorgen, dass der E-Auto-Akku vortemperiert ist.
Wer sein Auto an die heimische Wallbox hängt, sollte es dort im Winter auch dann eingesteckt lassen, wenn der Akku bereits voll ist. In den meisten modernen E-Autos lässt sich via App oder Onboard-System der geplante Abfahrtszeitpunkt einprogrammieren – häufig geht das sogar mit einem Wochenplan über mehrere Tage hinweg. Das eignet sich etwa für regelmäßige Pendelfahrten zur Arbeit. Bleibt der Stromer an der Wallbox, nutzt er die Netzenergie zur Vortemperierung des Akkus und des Innenraums, sodass Sie einerseits ab Start im optimalen Wirkungsbereich der Batterie unterwegs sind und andererseits für das Aufheizen des Cockpits keinen Saft aus den Zellen quetschen müssen. Davon profitiert logischerweise die Reichweite. Ohnehin sind die niedrigen Ströme eines AC-Laders (also einer Wallbox) für den Akku leichter verdaulich. Der dankt es mit einer geringeren Verlustleistung und einem längeren Leben.
Am besten nie ganz voll und nie ganz leer
Auch sonst gilt: Wer vor allem Kurzstrecken fährt, sollte die Batterie bis maximal 80 Prozent aufladen – das konserviert ihre Kapazität für längere Reichweiten am besten und verlängert die Lebensdauer. Andererseits mag der Hochvoltspeicher keine dauerhafte Tiefenentladung, also wenn der Ladezustand unter 20 Prozent sinkt und lange so bleibt. Gleiches gilt für eine knallvolle Batterie. Wer häufig lange Strecken fährt, kann ruhig bis 100 Prozent laden, sollte dann aber anschließend gleich losfahren. Vor allem Winter ist es am besten, den Ladestand zwischen 40 und 80 Prozent zu halten, wenn das E-Auto länger als zwölf Stunden steht. Viele E-Autos und Wallboxen lassen sich entsprechend programmieren – dann ist Akku Schonen ganz einfach.
Was Sie sonst noch im Winter-Alltag mit Ihrem Elektroauto beachten sollten,
erfahren Sie HIER.
UMFRAGE
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Halten Sie Elektroautos für voll wintertauglich?
Natürlich, sind auch nur Autos, eben mit Strom statt Sprit. Auf keinen Fall, im Winter gibt es damit nur Nachteile.
FAZIT
Wer seine Fahrten mehrheitlich gut planen kann, sollte so oft wie möglich auf Schnellladevorgänge verzichten – gerade im Winter. Ist doch mal schnelles Laden gefragt, achten Sie darauf, dass der Akku vorher über eine Wärmepumpe oder eine längere Fahrt auf Temperatur gebracht wird. Sonst droht ein nachhaltiger Leistungsverlust. Am besten halten Sie den Akku an der heimischen Wallbox vor allem im Winter immer bei 40 bis 80 Prozent Ladezustand.