Bei Tempo 30: Tesla-Vorderrad macht sich selbständig
von Dan Kay am 17.12.2021
Der Fahrer eines zwei Jahre alten Tesla Model 3 staunte nicht schlecht, als ihm während der Fahrt der linke Spurstangenkopf am Kugelgelenk abbrach. Für noch mehr Verwunderung sorgte nur noch die Reaktion Teslas. Das Unternehmen weigerte sich nämlich zunächst, die Reparatur als Garantieleistung zu übernehmen. Der Vorfall wirft erneut Fragen zur Qualität und Zuverlässigkeit der US-Stromer auf.
Es passierte nach einem mehr als 500 Kilometer langen Trip auf der Autobahn. Mitten im Stadtverkehr krachte es im Gebälk des Tesla Model 3 von Reddit-Nutzer „
backfromspain“, als sich der Spurstangenkopf bei Tempo 30 vom Kugelgelenk verabschiedete. Die Lenkung blockierte und nichts ging mehr – bei einem zwei Jahre alten Auto mit gerade mal 40.000 Kilometern auf dem Tacho, das gerade erst aus der Inspektion gekommen war.
Eigentlich ein klarer Garantiefall möchte man sagen. Nicht so für Tesla. Das Unternehmen bezeichnete das Teileversagen als „normalen Verschleiß“ und weigerte sich zunächst, die Rechnung zu übernehmen. „Es gab nie einen Rückruf wegen dieses Fehlers“, schrieb der immer noch geschockte Fahrer. „Die sagen, ich muss das über meine Versicherung abwickeln. Dabei hatte das Fahrzeug nie einen Unfall.“ Erst nach langem Hin und Her gaben die Kalifornier nach und akzeptierten den Garantiefall.
Nicht der erste Vorfall dieser Art
In den Kommentaren zum Reddit-Artikel beschweren sich Nutzer über gleiche oder ähnliche Materialprobleme bei ihren Teslas und berichten von vergleichbaren Querelen bei der Kostenübernahme. Einer nannte den gebrochenen Spurstangenkopf das „Sharp Independent Turning“-Feature (kurz ****) und nicht wenige fordern, den Vorfall der National Highway Traffic Safety Administration NHTSA zu melden, der US-amerikanischen Bundesbehörde für Straßen- und Fahrzeugsicherheit.
Es ist beileibe nicht das erste Mal, dass ein Materialversagen bei einem Tesla die Fahrzeuginsassen und andere Verkehrsteilnehmer in ernste Gefahr gebracht hätte. So berichtete EFAHRER erst im November von einer
Schlamperei, bei der die Windschutzscheibe in einem Tesla Model Y nicht mit dem Rahmen verklebt worden war. In einem Video, das mittlerweile gelöscht wurde, war zu sehen, wie sich die Scheibe bei dem frisch aus dem Werk gekommenen SUV ganz einfach mit der Hand aus der Fassung heben ließ.
In einem anderen Fall hatte eine der Heckkameras eines Tesla Model 3 aufgezeichnet, wie sich das komplette Heck des Stromers vom Wagen löste, nachdem dieser durch eine normale Pfütze gefahren war.
US-Verbraucherschützer wenig begeistert
All das scheint nicht wirklich für die Verarbeitungsqualität und die Qualitätskontrolle bei Tesla zu sprechen, was sich auch mit Warnungen von Verbraucherschützern deckt. Die US-amerikanische Verbraucherschutzorganisation Consumer Reports beispielsweise bezeichnet die Produkte des kalifornischen Autobauers als „zufriedenstellend, aber ganz und gar nicht zuverlässig“ und hat Tesla auf den vorletzten Platz im Zuverlässigkeits-Ranking verbannt. Consumer Reports stuft Teslas Elektroautos – gemeinsam mit einigen E-SUVS anderer Hersteller – als die unzuverlässigsten Autos ein, die in den Vereinigten Staaten verkauft werden.
https://efahrer.chip.de/news/bei-tempo-30-tesla-vorderrad-macht-sich-selbstaendig_106666