Das wird schneller kommen als du denkst. Die heutige Studentenjugend in Großstädten mietet ja nur noch Autos für den Umzug und um am Wochenende ins Umland zum Baden zu fahren. Die Eltern werden mit der Bahn besucht. Hier im Berliner Umland siehst du permanent Mietwagen mit jungen Leuten drin. Wenn die in der Stadt bleiben, kaufen die auch kein Auto. Hier wird gerade ein Wohngebiet für 10000 Leute entwickelt. Aber nur jedes zweite Haus bekommt ein Stellplatz. Dafür geht dann die Straßenbahn bis vor die Tür. Wenn irgendwann die Möglichkeit nicht mehr gegeben ist und andere Möglichkeiten attraktiver werden, wird sich das schnell mit dem eigenen Auto erledigen. Vielleicht noch nicht 10 oder 20 Jahren, aber wenn wir alt sind, sicher.
Falsch
(denke ich)..., einfach weil sich diese Tagträumereien nahezu immer nur auf Großstädte und Ballungszentren beziehen.
Klar, die wenigsten werden sich zwingend ein Auto anschaffen, wenn sie in der Einkaufspassage von Stadt XYZ wohnen, oder am Bahnhof in XYZ, wo es weit und breit so gut wie keinen Parkplatz gibt. In den Innenstädten wird es als 08/15 Mieter im Wohnklo mit Aussicht tatsächlich auch immer schwieriger, ein Auto zu unterhalten, einfach weil man es kaum kostengünstig irgendwo abstellen kann. Würde ich so auch nicht bestreiten. Andererseits bin ich oft genug auch in Großstädten unterwegs um zu sehen, dass es in der Realität anders ausschaut. Da sind das ein paar Straßenzüge in Zentrumsnähe, die das betrifft, aber das war es dann auch schon. Das Verkehrschaos in unseren Großstädten kommt ja nicht von ungefähr. Die wenigsten wollen wirklich auf ihr Auto verzichten, erst recht nicht, wenn sie am Stadtrand oder wenigstens fernab des Zentrums leben.
Dazu kommt die Kostensituation. Für mich schon nachvollziehbar, dass es mehr und mehr Leute gibt, die bei den explodierenden Miet- und Mietnebenkosten in den Städten nach Einsparungspotenzial suchen. Da ist das eigene Auto mit manchmal 200 oder 300 Euro an Kosten im Monat durchaus ein nicht unerheblicher Faktor - gerade dann, wenn man es nicht wirklich zwingend braucht.
Die Mär vom ökobewussten Studenten, der brav Fahrrad fährt, weil er es will und sich ab und an ein Mietwagen gönnt, um zu Mutti zu fahren, ist für mich schon ausgelutscht. Dafür kenne ich mittlerweilen zu viele Studenten und Studentinnen persönlich. Gibt solche, keine Frage, begegnen einem auch immer wieder mal, aber ebenso viele, die sich schlicht kein Auto neben dem Studium leisten können, auch wenn sie gern eins hätten. Wer heute studiert, muss oft nebenbei noch arbeiten, um sich die Kosten in einer typischen Studentenstadt überhaupt leisten zu können. Wenn da die Eltern nicht noch das Auto querfinanzieren können, reichts halt nicht mehr für das kleine schicke Studentenappartment nebst eigenem Auto. Und ja, als Student ist es ja auch erstmal woke, auf ein Auto zu verzichten, ganz klar...
Bleibt noch die Wohnflächenverteilung. Großstädte und Ballungszentren machen in Deutschland gerade mal (erinnerlich) 19% der Fläche und etwa 38% der Gesamtbevölkerung aus. Selbst wenn es die Hälfte dieser Menschen träfe, sind das noch viel zu wenige, um solch einen Wandel durchzusetzen.
Vergessen wird halt auch gern, dass Deutschland nicht der Nabel der Welt ist. Ringsum interessieren diese Öko-Fantastereien wenig bis gar nicht und zwangsweise wird sich das ein Großteil der Bevölkerung auch nicht gefallen lassen, wenn man es denn irgendwann mit Zwang durchzusetzen versucht. Ich denke, die Individualmobilität ist ein Faktor, der sich so einfach nicht lenken lässt. Ein paar hundert Jahre vom Pferd für Gutsituierte zum Auto für jedermann lassen sich halt nicht so einfach auslöschen...