So.....ich hab dann mal den Simmering erneuert.
Eins vorneweg, die Bilder dienen nur der Veranschaulichung, diese habe ich nicht selber gemacht (habe sie bei Google gefunden), weil ich keine Lust hatte immer zwischendurch mit der Kamera herumzulaufen.
Aber sie lassen gut erkennen worum es geht.
Dies ist bitte als Erfahrungsbericht zu lesen und nicht als Profianleitung. Drehmomente, Sicherheitsvorschriften und der gesunde Menschenverstand sollten immer parat sein.
Die verwendeten Daten beziehen sich auf meinen 2003er.
Letztlich ist es mit dem richtigen Werkzeug kein Hexenwerk gewesen.
Neben dem handelsüblichen Werkzeug, Drehmomentschlüssel, Simmering + neue Muttern und Differentialöl habe ich noch einen SchleppmomentSchlüssel benötigt.
Diesen habe ich in einer Werkstatt ausgeliehen bekommen, die Jungs im Gegenzug ein Päckchen Kaffee.
Bei mir war der Simmering leicht undicht, sodass sich immer wieder ein leichter Ölnebel am Tank befand und sich dank der Schwerkraft in meiner Einfahrt verteilt hat.
Also HA aufgebockt, Räder runter und Bremsscheiben demontiert, um keine verfälschten Werte bei der Ermittlung des Schleppmoment zu haben.
Bevor es dann an den Ausbau der Kardanwelle ging, habe ich diese und den Flansch fix markiert um sie später wieder in "gewohnter" Position zu vereinen.
Dann die Kardanwelle entfernt und Blick frei auf den Companion Flange (Flansch) und Pinion Shaft (Welle) samt Zentralmutter. Danach habe ich die Welle an der selben Stelle wie den Flansch markiert, um nachher wieder alles in einer Flucht zu haben.
Jetzt habe ich das Schleppmoment ermittelt.
Dazu den Flansch erstmal mit der Hand gedreht(Freigängigkeit) und danach in der Drehbewegung mit dem SchleppmomentSchlüssel das Schleppmoment ermittelt.....bei mir lag das bei 1.9Nm.
Diesen Wert notieren, er wird später beim Zusammenbau benötigt um die Vorspannung einzustellen.
Im Differential ist eine Art Stauchhülse verbaut, welche die Vorspannung der Lager gewährleistet.
Diese Vorspannung kann man indirekt über das Schleppmoment ermitteln und, je nach Anzugsdrehmoment der Zentralmutter, in einem gewissen Bereich einstellen.
Nachdem nun der Wert ermittelt wurde, kann die Zentralmutter gelöst werden.
Vorher ordentlich frühstücken kann nicht schaden.
Ein Ablassen des Öls ist nicht Notwendig, da lediglich nur eine kleine Menge über den Simmering austritt. Also eine kleine Auffangschale unterstellen reicht.
Ich habe zwei Schrauben der Kardanwelle in den Flansch geschraubt und mittels einer Stange gegengehalten um die Mutter zu lösen.
Nun kann die Mutter und die Scheibe abgenommen werden.
Ich hatte mir im Vorfeld einen Abzieher für den Flansch besorgt, aber wie zu erwarten war, brauchte ich diesen nicht und konnte den Flansch so abnehmen. Ob das immer so ist, kann ich nicht sagen.
Jetzt geht es dem Simmering an den Kragen, im wahrsten Sinne.
Ich habe ihn mit einem Haken herausgepopelt.
Nicht von außen zwischen Gehäuse und Simmering reingehen, dadurch können Riefen im Gehäuse entstehen und der neue Simmering nicht richtig abdichten.
Alles schick sauber machen, auf eventuelle Späne achten und dann kann der neue Simmering eingesetzt werden. Diesen mit ein wenig Öl benetzen, dann flutscht er leichter.
Ich habe eine passende Einschlaghülse von unserer Presse genommen, aber mit einem Schohnhammer und bisschen Gefühl ist das auch machbar. Wahlweise geht auch eine passende Nuss.
Jetzt wird der Flansch entsprechend der Markierungen wieder auf die Welle geschoben und verschraubt.
Darauf achten, dass die Scheibe wieder in der richtigen Position eingesetzt wird. Die Wölbung muss nach außen zeigen.
Ich habe eine neue Mutter verwendet und diese mittels Drehmomentschlüssel und der oben erwähnten Stange, auf 285Nm festgezogen.
Nochmal händisch den Flansch gedreht, um sicher zu gehen, dass keine Lager verklemmt oder verspannt sind und nun wird das Schleppmoment geprüft und gegebenfalls die Vorspannung eingestellt.
Dazu benötigt man jetzt das anfangs ermittelte Schleppmoment und addiert 0.56Nm hinzu. In meinem Fall sind das dann 2.47Nm.
SchleppmomentSchlüssel ansetzen und bei gleichmäßigen rotierenden Bewegungen des Pinions das Schleppmoment ablesen.
Sollte das Schleppmoment jetzt zu hoch sein, dann bringt es nix, die Zentralmutter zu lösen, sondern dann muss eine neue Stauchhülse verbaut werden. Man bekommt die Vorspannung sonst nicht wieder hin.
Sollte das Schleppmoment nach den erstmals 285Nm noch zu gering sein, wird das Drehmoment der Zentralmutter um 6.5Nm schrittweise erhöht, bis das Schleppmoment eingestellt ist.
Wenn die Einstellung passt, kann die Kardanwelle entsprechend der Markierungen wieder verbaut werden (auch hier habe ich neue Verschraubungen genommen), die Bremsscheiben und Räder wieder eingebaut werden. Drehmomente beachten.
Zum Schluss noch den Füllstand des Differential prüfen ggf nachfüllen und dann Werkstatt aufräumen.....und danke an die Übersetzer.
Es gibt natürlich auch die Feldvariante, wo die Zentralmutter vor dem Lösen auf dem Pinion markiert wird und beim Zusammenbau diese Markierungen wieder angepeilt wird + 2-5 Winkelminuten.
Selbst in manchen Werkstätten wird das so praktiziert.
Ich wollte jedoch mal den Selbstversuch starten und es "ordentlich" einstellen.